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Demokratische Prozesse
 
 Jürgen Habermas ist der bedeutendste lebende Philosoph und Soziologe im deutschen Sprachraum. Die von ihm und Karl-Otto Apel entwickelte "Diskursethik“ ist ein Modell gelingender Kommunikation und stellt die Basis für demokratische Prozesse dar.  [link uni heidelberg]

Der Dreh- und Angelpunkt des menschlichen Miteinanders ist das Gespräch. Erfolgreich ist Kommunikation dann, wenn der Mensch es schafft, beim Miteinander-Reden sich trotz seiner Unterschiedlichkeit der Gemeinsamkeiten in den Interessen so bewusst wie möglich zu werden. Die Kommunikation in Form eines herrschaftsfreien und rational-argumentativen Dialogs.

Jeder, der ernsthaft den Versuch unternimmt, an einer Argumentation teilzunehmen, läßt sich implizit auf allgemeine pragmatische Voraussetzungen ein, die einen normativen Gehalt haben; das Moralprinzip läßt sich aus dem Gehalt dieser Argumentationsvoraussetzungen ableiten, sofern man nur weiß, was es heißt, eine Handlungsnorm zu rechtfertigen.

Praktischer Diskurs als universelles Normenbegründungsprinzip trainiert zunächst annäherungsweise Bedingungen einer idealen Sprechsituation ~> Zwangloser Zwang des besseren Arguments in dessen Zentrum die Kommunikation in Form eines herrschaftsfreien und rational-argumentativen Dialogs steht, der die gerechtfertigten Bedürfnisse eines jeden angemessen berücksichtigt.

Eine pragmatische Analyse der Beziehung zwischen Vernunft und Moral ergibt eine neuerliche Bestimmung der Diskursethik, welche die Positionen von Apel und Habermas weiterführt. Eine realistische Diskursethik zieht die Konsequenzen daraus, dass von einer Grundmoral aller Argumentierenden die Vertrauenswürdigkeit sämtlicher Urteilspraktiken abhängt. Diskursive Vernunft ist daher keine Antithese zur Macht, sondern deren reflektierteste Form, diskursive Macht. Diskursethik entwickelt die Moral der Mitverantwortung für diese Macht.

Für die formale Struktur des Diskurses gelten folgende Minimalregeln welche erweiterbar sind: Jedem der es wünscht muss das Recht und die Möglichkeit eingeräumt werden, am jeweiligen Diskurs teilzunehmen; jedem Diskursteilnehmer ist zudem dasselbe Recht zuzubilligen, jede, egal von wem aufgestellte Behauptung zu hinterfragen und kollektiv zu besprechen bis sie menschlich logisch nicht widerlegbar bzw. belegt oder ergänzt bzw. weiterentwickelt ist. Somit stellt sich natürlich- gesetzmäßig Übereinkunft ein. Dies ermöglicht Raum für das nächste zu behandelnde Problem bzw. die nächste Frage zum Weg Lösungsfindung. Dieser muss zur allgemeinen Einsicht dokumentiert sein um bereits geklärte Fragen nicht erneut klären zu müssen oder um bis dato übersehene Fakten neu einfliessen lassen zu können.

Mehr zum Thema: Link oben oder auch

Diskursethik
Moralische Vernunft in der Praxis
Kettner, Matthias
ISBN: 3518292196